Schloss Elmau: Wo die G7 tagten
Schloss Elmau: Wo die G7 tagten

Schloss Elmau: Wo die G7 tagten

Prachtbau südlich von München: Schloss Elmau. (c) LHW
Prachtbau südlich von München: Schloss Elmau. (c) LHW

Einmal im Jahr treffen sich die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen — zeitweise gemeinsam mit Russland — zu ihrem Gipfel. In der Vergangenheit sah man sie unter anderem in Gleneagles in Schottland oder in Heiligendamm an der Ostseeküste, der Ort wechselt jedes Jahr. 2015 war Schloss Elmau in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen das Ziel: ein Prachtbau inmitten der Voralpenidylle südlich von München, geprägt von Spitzturm und Satteldach. Und genau wegen dieser einmaligen Lage auch hier entstanden.

Ein Eigenbrödler als Erfolgsautor

Der zivilisationskritische Philosoph und Theologe Dr. Johannes Müller erschuf Schloss Elmau zwischen 1914 und 1916. Er wollte damit Menschen ermöglichen, Urlaub vom eigenen Ich zu machen, zu sich selbst zu finden, den Alltag zu vergessen. Das würde man heute unter dem Stichwort Wellness verbuchen, damals jedoch steckte ein sehr viel tiefer gehender Gedanke dahinter: Müller galt als erbitterter Kritiker nicht nur des Kapitalismus, sondern auch des Kommunismus und Kollektivismus, außerdem der Kirchen und der Anthroposophie. Ein Eigenbrödler, der den Menschen in den Mittelpunkt stellte. Seine Vorträge waren hoch angesehen, seine Bücher Bestseller. Gute Voraussetzungen also, um nun hier die dringendsten Fragen der Weltpolitik zu diskutieren?

Nicht immer ging es in Schloss Elmau so friedlich zu. Die politische Entwicklung in Deutschland zog zwar vergleichsweise vorbei an Müller und seinem Erholungskomplex. Doch die Machtübernahme der Nationalsozialisten berührte letztlich ihn genauso wie andere. Auch wenn er in Hitler durchaus einen Führer gesehen haben soll, geriet Müller wegen seiner zahlreichen Freunde jüdischen Glaubens ins Visier der Nazis. Beziehungen zu einzelnen Politikern verhinderten seine Verfolgung, auch wenn ihm Vortragsreisen von 1935 an verboten waren. Müller untersagte den Hitler-Gruß auf Elmau und wurde, so viel man heute weiß, auch kein Mitglied von Nazi-Organisationen oder gar deren Partei. Nach dem Krieg zog man den Philosophen dennoch zur Verantwortung: Er bekannte sich zu seinem offenkundigen politischen Irrtum, nicht jedoch zu theologischen Missdeutungen, die ihn erst dazu gebracht hatten. Verteidigen wollte er sich nicht. Müller wurde als schuldig verurteilt.

Auch für Schloss Elmau brachen neue Zeiten an: Die US-Armee beschlagnahmte das Gelände und nutzte es zunächst als Gefangenenlager, später als Winterkampfschule.

Die Erben erhalten Schloss Elmau zur Pacht

Der bayerische Staatskommissar für rassisch, religiös und politisch Verfolgte, Dr. Philipp Auerbach, nahm Elmau 1947 in Besitz – ohne rechtliche Grundlage – und funktionierte es zu einem Sanatorium um. Er wurde später verhaftet und starb im Gefängnis. Aus Sorge vor Schadensersatzforderungen bot man Elmau den Erben Johannes Müllers zur Pacht an. Sie eröffneten es 1951 wieder als Hotel. Im Laufe der Jahre entwickelte sich der Bau vor allem zu einem Treffpunkt für hochkarätig besetzte Symposien, für Kunst und Musik. Prominente wie Vico von Bülow oder Johannes Rau sollen über Jahre zu den Stammgästen gehört haben.

Das wohl einschneidendste Ereignis erfolgte 2005: Ein Brand zerstörte am 7. August jenes Jahres zwei Drittel des inzwischen denkmalgeschützten Gebäudes. Mehr als ein Jahr dauerten die Reparatur- und Wiederaufbauarbeiten. 2007 eröffnete Schloss Elmau dann erneut – mit weniger, dafür größeren Zimmern sowie einem luxuriösen Spa. Das Fünf-Sterne-Hotel ist seitdem Mitglied der Leading Hotels of the World, einem Verbund, der zahlreiche der schönsten und prächtigsten Hotels der Erde vereint. Michael Pohl

Schloss Elmau, In Elmau 2, 82493 Krün, www.schloss-elmau.de

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